Die Idee hinter der TrauerBAR

,,Damit beschäftige ich mich, wenns soweit ist.‘‘ Wie oft ich diesen Satz schon gehört habe. Er kommt immer, wenn die Sprache auf Themen rund um Sterben, Tod und Trauer fällt. Sich mit dem Tod von geliebten Menschen und schlimmer noch mit der eigenen Sterblichkeit auseinander zu setzten, fällt vielen schwer. Es passt einfach nicht mehr in eine Zeit in der der medizinische und technische Fortschritt so weit ist, dass fast alles möglich scheint. Aber, dieser Fortschritt ist trügerisch, denn zu dem ein oder anderen Zeitpunkt ist eins ganz sicher. Eine Wahrheit, die für jeden und überall gilt, ganz unabhängig von Herkunft, Religion und Kontostand. Niemand kommt dran vorbei.

Wir werden sterben. Jeder. Jede. Irgendwann.

Und wenn uns dieses Thema erwischt, sei es, weil wir einen geliebten Menschen verloren haben, oder weil wir selbst mit unserer Sterblichkeit konfrontiert werden, sind viele unvorbereitet, fallen in eine Schockstarre, wissen nicht, was sie tun oder sagen sollen. Dann wird geschwiegen, alles so schnell wie möglich hinter sich gebracht und versucht fix normal weiter zu leben. Aus Überforderung werden Kinder außen vor gelassen, die eigene Trauer wird unterdrückt.

Früher war das anders. Wenn man mit der älteren Generation vom Dorf spricht, hört man oft Geschichten, bei denen Verstorbene zu Hause im Wohnzimmer aufgebahrt wurden. Das ganze Dorf kam vorbei, verabschiedete sich, man aß und trank zusammen, die Kinder konnten die Verstorbenen berühren und so wortwörtlich begreifen. Der Tod gehörte dazu. Zum Leben.

Durch diese Zugehörigkeit war diese Angst, dieses schwarze Ungeheuer, mit dem man sich heutzutage lieber nicht beschäftigt, klein. Das heißt nicht, dass nicht getrauert wurde, oder dass die Angst nicht doch irgendwie da war, aber man hat zusammen dagegen gehalten, zusammen getrauert, trauern lassen ( Stichwort: das Trauerjahr in schwarz) und konnte dann, wenn man ,,fertig‘‘ war, wieder gut weiter machen.

Das ist verloren gegangen und führt zu Ängsten, Überforderungen, unterdrückter Trauer, Ausgeschlossenheit und und und.

Ich möchte helfen aufzuklären, die Themen Sterben, Tod und Trauer wieder in das Bewusstsein, ins Jetzt zu holen. Ich möchte versuchen, die Angst zu mindern und möchte dazu befähigen in Akutsituationen handlungsfähiger zu sein.

So entstand die Idee eines Ortes, der einen niederschwelligen Zugang zur Thematik bieten soll. Ein Ort, wo Kunst, Musik, Literatur, Information, Gespräch und Beratung stattfinden können und wo jeder und jede der bereit ist, sich damit zu beschäftigen einen Zugang für sich findet.

Dieser Ort nimmt in der TrauerBAR Gestalt an. Was zunächst als temporäres Projekt geplant war, hat viel Zuspruch gefunden und kann so weiter gedacht werden. Die TrauerBAR soll ausleihbar werden. So ist es möglich, dieses Konzept und die Bestandteile zu leihen und in anderen Städten temporär zu installieren. 

Ich freue mich sehr über das Interesse an der TrauerBAR und hoffe, dass es wächst und dazu beiträgt, aufzuklären.

Kira Littwin